Die Frauenequipe des FC St. Gallen 1879 behält die Nerven und wirft die Frauen des FC Zürich aus dem Schweizer Cup. Die Ostschweizerinnen holen gegen die Favoritinnen zuerst einen 3:0 Rückstand auf und behalten in der Verlängerung eine weisse Weste. Im folgenden Penaltyschiessen verwandeln fünf von sechs St. Gallerinnen ihren Penalty. Verdient stehen sie nun im Cup-Viertelfinal.
Aufreger: Zum Glück sind die Verteidigerinnen aus der Gallusstadt von der ersten Sekunde an hellwach. Denn bereits nach 30 Sekunden kommen die Zürcherinnen ein erstes Mal in den St. Galler Strafraum. Souverän kann St.Gallen klären. Doch die amtierenden Schweizermeisterinnen lassen nicht locker. Drei Tore in fünf Minuten sind die Konsequenz. Unterkriegen lassen sich die St. Gallerinnen von diesen Nackenschlägen nicht. Sie raffen sich auf, zeigen Moral und eine beeindruckende Teamleistung. Sie kämpfen, sprinten und grätschen durch das regnerische Heerenschürli. In der 36. Minute gelingt Franziska Gaus der Anschlusstreffer. Kurz vor der Pause verkürzt die Kapitänin Karin Bernet auf 3:2. Dieses Resultat bleibt bis tief in die Nachspielzeit der regulären Spielzeit stehen. Mit einem letzten Angriff versuchen die St. Gallerinnen, noch ein Unentschieden und somit die Verlängerung zu erreichen. Und dank einem präzisen Zusammenspiel von verschiedenen Spielerinnen gelingt es Yael Aeberhard in der 94. Minute den Ausgleich zu erzielen. In der folgenden Verlängerung gibt es nur wenig Spektakuläres und so dürfen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer auf ein «Knockout» im Penaltyschiessen freuen. Die St. Gallerinnen beginnen das Penaltyschiessen. Karin Bernet trifft und kann die Zürcherinnen bereits ein erstes Mal unter Druck setzen. Doch Zürich zieht nach. Géraldine Ess hat das Glück heute leider nicht auf ihrer Seite. Sie verschiesst ihren Elfer. Doch der nächsten Zürcher Spielerin flattern die Nerven und sie kann ebenfalls nicht verwandeln. Yael Aeberhard, Eva Bachmann, Fabienne Oertle und Jana Brunner verwandeln anschliessend alle souverän. Ein hoher Druck, der nun auf Fabienne Oertle lastet. Hält sie den Ball, darf sich Grün-Weiss über den Einzug in den Viertelfinal freuen. Doch sie lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, kann einen weiteren Penalty abwehren und sich mit dem gesamten Team inklusive Staff über den Einzug in den Achtelfinal freuen.
Makel: Wie so oft in dieser Meisterschaft sind die Espinnen zu Beginn das schlechtere Team. Die Pässe sind zu unpräzise und können von den Zürcherinnen oft auf einfache Weise erobert werden. Auch in Sachen Geschwindigkeit haben die Frauen des FC Zürich die Nase vorn und kontern die Ostschweizerinnen mehrfach aus. In den ersten 30 Minuten ist der Unterschied gross und die 3:0 Führung der Zürcherinnen nicht unverdient.
Schiedsrichter: Ein kampfbetontes Spiel wie der Cup-Achtelfinal zwischen dem FC Zürich und FC St. Gallen fordert auch das Schiedsrichtertrio. Viele harte Zweikämpfe müssen beurteilt werden. Sie schaffen das souverän. In der zweiten Halbzeit monieren die Zürcherinnen ein Handspiel einer St.Galler Verteidigerin. Der Schiedsrichter zeigt jedoch nicht auf den Punkt. Sehr zur Unzufriedenheit der Zürcher Trainerin und Spielerinnen. Sie demonstrieren lauthals. Nützen tuts jedoch nichts. Kurz vor dem Penaltyschiessen wird Seraina Piubel mit der zweiten gelben Karten bestraft und muss frühzeitig unter die Dusche.
Abseits: Am Eingang zum Heerenschürli wird allen Besucherinnen und Besuchern eine FCZ-Fahne überreicht, um diese während dem Spiel zu schwenken – was aber kaum geschieht. Ohnehin lässt sich die Anzahl «Hopp Züri» an gut zwei Händen abzählen. Ganz anders die «Hopp San Galle» Rufe. Sie hallen die ganze Spielzeit über durch die Sportanlage und treiben die Spielerinnen in grün-weiss zu Höchstleistungen an. Schön, wenn bei einem Spiel in der Ferne die eigenen Fans so zahlreich erscheinen, dass sie die Heimfans permanent übertönen.
Skurril: Überstunden werden im Kanton Zürich offenbar nicht bezahlt. Nur so lässt sich erklären, dass nach ziemlich genau 90 Minuten keine Lautsprecherdurchsagen mehr erfolgen. Lediglich nach Ende des Penaltyschiessen wird nochmals eine kurze Durchsage gemacht.
FC Zürich – FC St .Gallen 1879 7:8 nE (3:2 / 3:3 nV) Heerenschürli, Zürich – 200 Zuschauer (geschätzt) – SR Gentian Asani
Tore: 18. Wos (1:0), 21. Pilgrim (2:0), 22. Humm (3:0), 36. Gaus (3:1), 41. Bernet (3:2), 90.4 Aeberhard (3:3), Penaltys St. Gallen: Karin Bernet, Eva Bachmann, Yael Aeberhard, Fabienne Oertle, Jana Brunner
Zürich: Romero, Mégroz, Caldwell, Wos, Pilgrim (77. Schuster), Stierli, Pinther, Rey, Piubel, Humm (90.+3. Kovacevic, Baraniak (56. Egli)
St. Gallen: Oertle, Glanzmann (118. Christen), Wyser (45. Ess), Gaus (63. Dörig), Bernet, Brunner, Baumann, Aeberhard, Batliner (63. Colombo), Bachmann, Schärz (63. De Freitas)
Verwarnungen: 51. Gaus (Foul), 87. Humm (Reklamieren), Nachspielzeit: Piubel Gelb-Rot
Bemerkungen: St. Gallen ohne Risch, Weber, Schefer, Hefti, Brecht, Bollmann, Bischof und Hafizovic
Einzelkritik
Oertle: Hält den entscheidenden letzten Elfmeter.
Glanzmann: Enorm kämpferischer Auftritt vor dem eigenen Fanclub.
Wyser: Im Mittelfeld stark präsent mit guten Pässen zu den Stürmerinnen.
Gaus: Offensiv präsent. Krönt ihren Auftritt mit dem ersten St.Galler Tor.
Bernet: Zweikampfstarker Auftritt. Dazu dirigiert sie die gesamte Equipe.
Brunner: Ihre Kopfballstärke sorgt bei Eckbällen für Gefahr.
Baumann: Erobert immer wieder wichtige Bälle.
Aeberhard: Ihr Tor bringt Grünweiss in die Verlängerung.
Batliner: Ackert auf der rechten Seite und sichert gut ab.
Bachmann: Hämmert ihren Elfmeter souverän ins Tor.
Schärz: Erobert mit Kampf und Grätschen oft die entscheidenden Bälle.
Ess: Viele Dribblings und Vorstösse in den gegnerischen Sechzehner.
Dörig: Kommt zu einem Teileinsatz und hilft aktiv mit, die Verlängerung zu erreichen.
Colombo: Kann mit Körpereinsatz wichtige Bälle erobern.
De Freitas: Kommt zum einem Teileinsatz und hilft die Verlängerung zu erreichen.
Christen: Kommt gegen Ende der Verlängerung ins Spiel.
Stimmen zum Spiel
Text, Bild und Ton: Kevin Friedauer, Pascal Baumann
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